Header BERATUNG 980X180

Abkürzungen in allen Branchen

Veröffentlicht am 22.9.23

Ein Mail mit diesem Inhalt hat mich Anfang Woche erreicht. Absenderin ist eine junge Kundin von mir. Ich durfte sie durch den Prozess der Berufswahl begleiten, durch Höhen und Tiefen, von den ersten Ideen bis hin zur Umsetzung. Aber wie gelingt eigentlich Berufswahl? Welche Schritte machen Sinn und warum braucht es dafür eine Datenbank?

Es ist ein Donnerstag-Nachmittag im Juli, an dem ich mich intensiv den Berufen widme. Natürlich habe ich als Berufs-, Studien- und Laufbahnberaterin irgendwie ständig mit dem Thema Berufen zu tun. Heute geht es aber darum, die Änderungen, welche in der Berufssystematik vorgenommen werden in der Berufsdatenbank von Profolio zu erfassen. So dass die Jugendlichen, welche im Berufswahlunterricht oder in der Beratung mit unserem Lernmedium arbeiten immer den aktuellsten Stand auf ihren Tablets sehen. Neue Berufslehren oder Berufslehren mit neuen Schwerpunkten werden genauso miteinbezogen wie Weiterbildungs- und Hochschulberufe.

Als meine junge Kundin, nennen wir sie Lia, in Begleitung ihrer Mutter letzten Herbst zu mir kam, war sie gerade in die 2. Klasse der Oberstufe gestartet. Ich erlebte sie als höflich und kommunikativ, aber noch etwas zurückhaltend. Lia hatte bereits früh damit angefangen, sich mit der Berufswahl zu beschäftigen und erzählte mir schon im zweiten Gespräch von ihrer Schnupperlehre als Coiffeuse.

Lia möchte auf jeden Fall eine Lehre machen. Sie sehnt sich nach praktischer Tätigkeit und möchte vor allem auch ihre Auftrittskompetenz einsetzen können und weniger Zeit mit theoretischen Inhalten verbringen. Mode und Beauty interessieren sie, so ist sie im ganzen Freundeskreis für Frisuren zu speziellen Anlässen verantwortlich und experimentiert auch gerne selbst mit Bürste und Schminkutensilien. Daher lag auch die Idee der Coiffeuse nicht allzu weit entfernt. Die Erfahrung in der Schnupperlehre enttäuschte sie dann aber. Den Kontakt findet sie zwar toll, aber das viele Putzen mag sie nicht und die Atmosphäre im Salon sagt ihr auch nicht zu.

«So viele Stärken, denen war ich mir gar noch nicht so bewusst!»

Zusammen mit Lia entwickle ich ein Profil, das ihre Wunschtätigkeiten beinhaltet. Der Kontakt mit Menschen ist für sie zentral, sie mag es zu kommunizieren und kann sich problemlos auf wechselnde Gegenüber einstellen, wirkt dabei freundlich und emphatisch. Es liegt ihr, zu beraten, dabei hat sie auch ein Händchen für Fremdsprachen und ein Auge für Ästhetik.

Ihre Stärken kennt Lia noch nicht so gut, deshalb verwenden wir darauf viel Zeit, so dass sie sich und ihre umfassenden Ressourcen kennenlernt. Engagiert holt sie auch Rückmeldungen aus ihrem Umfeld ein und wertet diese aus. Ich merke, dass ihr Selbstvertrauen steigt, als sie auf unsere Zusammenstellung blickt und sagt: «So viele Stärken, denen war ich mir gar noch nicht so bewusst, eine super Liste!»

Das Selbstbewusstsein nimmt sie mit, als wir uns mit den Berufsfeldern beschäftigen. Lia entdeckt ihre Faszination fürs Hotel und das KV. Nach einer ersten Recherche meint sie: «Ich will jetzt richtig Gas geben in Franz und Englisch, weil ich das im Hotel oder im KV brauchen werde». 2 Monate später berichtet sie stolz, dass sie in Französisch ins höhere Niveau wechseln konnte. «Es macht jetzt Sinn, das zu lernen und es geht so plötzlich leichter.»

«Ich weiss wer ich bin, was ich kann und was ich will.»

Im Profolio geschieht der Einstieg in die Berufswelt spielerisch. Die Jugendlichen entdecken, welche Berufsfelder es gibt und werden ermuntert, mindestens 6 Bereiche auszuwählen. Lia hat sich für die Felder Nahrung, Gastgewerbe und Hotel, Schönheit und Sport, Gesundheit sowie Bildung und Soziales entschieden.

Nach 6 Gesprächen steht die Top 3 für Lia fest. Eine Lehre im Hotel ist ebenso wie das KV noch unter den Favoriten. Lia kann nun klar formulieren, wer sie ist, was sie kann und was sie will. Das trägt sie auch im erneuten Gespräch mit ihrer Mutter selbstbewusst vor. Diese staunt und meint: «Wow, du hast echt einen riesigen Schritt nach vorne gemacht, ich finde das toll, wie du das anpackst.»

Dann gehen wir in die Umsetzungsphase, in der ich Lia noch beim Erstellen ihres Bewerbungsdossiers begleiten darf. Sie wirkt heute, 9 Monate nach unserem ersten Treffen viel klarer und mutiger. Und ich freue mich sehr, als ich eines dienstags ein Mail von ihr in meiner Inbox habe mit den Worten: Liebe Anja, ich habe es geschafft! Mit grosser Freude darf ich dir mitteilen, dass ich eine Lehrstelle gefunden habe!» Und ich erst, liebe Lia, ich freue mich sehr fest mit dir!

Blog Archiv

Seitenanfang