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Abkürzungen in allen Branchen

Veröffentlicht am 25. Juni 2021

Im Flow zu sein ist ein tolles Gefühl. Aber warum erreichen manche es (fast) täglich und andere meinen, nie in ihren Flow zu kommen? Kann man das lernen? Und was bringt mir das im Beruf und in vielen anderen Bereichen?

Kürzlich hatte ich um acht Uhr einen Termin mit einer Kundin für eine Studienberatung. Nennen wir sie Melina. Um 7.30 Uhr erreicht mich die Nachricht: «Sorry Anja, es tut mir mega leid, aber ich bin etwas verspätet, ich bin aber auf dem Weg zu dir». Als sie dann atemlos die Treppen zu unseren Büroräumen hinaufsteigt ist es 8.20 Uhr. Und sie beginnt sich nochmals zu entschuldigen. Ich winke ab und bringe ihr erst mal Wasser. Ihre Hektik legt sich innert Minuten.

Es ist das zweite Gespräch, das ich mit Melina führe. Sie hat ein Studium begonnen, sehr unter dem Fernunterricht gelitten und fragt sich jetzt, wie es im Herbst weitergehen soll. Wir sprechen darüber, was sie gerne macht, bei welchen Tätigkeiten sie die Zeit vergisst, sie in ihrer Beschäftigung versinkt. Sie ist reflektiert und selbstkritisch, weshalb es ihr leicht fällt, diese Dinge aufzuzählen. Ein Punkt auf der Liste ist das Sprechen mit Menschen. Ich frage sie nach einem Beispiel und sie lacht: «Weisst du, ich hab nicht verschlafen oder so heute morgen. Ich hab auf dem Bahnsteig mit einer jungen Frau gesprochen und wir waren so vertieft, dass ich nicht gemerkt habe, wie mein Zug abgefahren ist. Aber es war ein so tolles Gespräch, wie im Flow.»

Wenn man Flow erzwingen will, verflüchtigt er sich nach meiner Erfahrung. Andererseits gibt es auch Situationen und Umstände, wo ich von mir weiss, dass ich leicht in einen Flowzustand komme. Wenn ich mich richtig in die Lösung eines Problems vertieft habe zum Beispiel. So hab ich es tatsächlich schon geschafft, vertieft in ein mathematisches Problem, meine Zug-Haltestelle zu verpassen. Die einfachste Variante für Flow ist für mich das Schwimmen. Denn hier hab ich eine Tätigkeit, in der ich mein Hirn fast komplett zur Ruhe bringen kann und nur meinen Körper und die Atmung spüre. Alles ein bisschen gedämpft, weil Kopf unter Wasser. Alles was grad sonst noch abgeht im Leben ein Stück weit weg.

Die einen erreichen Flow beim Wellenreiten, andere beim Laufen oder Spazieren, beim Lösen von Rätseln oder in Gesprächen mit Menschen. Je besser wir uns selbst kennen, desto eher gelingt es uns, in Situationen zu kommen, wo wir ein Flowgefühl erreichen, davon bin ich überzeugt. Und wenn wir die Tätigkeiten dann in unser Leben und auch in unseren Beruf einbauen, dann setzen wir unsere Stärken richtig ein. Und wir schöpfen Energie und Kraft aus diesen Momenten, um dann andere Aufgaben und Herausforderungen zu meistern, die uns mehr abverlangen und bei denen wir uns nicht wirklich in unserem Element befinden. Oder seid ihr im Flow, wenn ihr eure Steuererklärung macht? Ich nicht.

Melina weiss nun, dass das Sprechen mit Menschen ein wichtiger Aspekt ist, der in ihrem Leben und in ihrem Beruf Platz beanspruchen soll. Ob sie das als Ärztin macht im Dialog mit Patient:innen oder als Kunstlehrerin im Austausch mit Lernenden wissen wir noch nicht. Dass sie die Zeit vergisst, wenn sie an einem Stück Ton werkelt, nutzt sie jetzt gezielt als Entspannungsmethode, um nach einem anstrengenden Tag im Studium runterzukommen. Manchmal stellt sich der Flow ein, manchmal auch nicht. Aber immer hat sie Freude daran, was sie gerade macht und das ist doch entscheidend. In diesem Sinne: Let it flow.

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