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Abkürzungen in allen Branchen

Veröffentlicht am 24. April 2020

Nach einem Monat Lockdown wegen Covid-19 wurden auch in der Schweiz Lockerungen beschlossen und eine Exitstrategie definiert. So wissen jetzt Lernende, dass sie keine schriftlichen Abschlussprüfungen schreiben müssen und Eltern von Schulkindern sind ab Mitte Mai wieder von ihrem Zusatzjob als Lehrer*in befreit. Doch einiges ist weiterhin noch unklar und bei manchen wird die Geduld arg strapaziert.

Die Technologie kann unglaublich unterstützend sein und wir Menschen sind ja glücklicherweise anpassungs- und lernfähig. In manchen Situationen ist der direkte Kontakt zu unseren Kunden aber nur schwer zu ersetzen.

Die Kundin, welche ich heute in Bülach empfange, nennen wir sie Tamara, hat sich für das Erstgespräch ein persönliches Treffen gewünscht. Da wir die Abstandsregeln in unserem Sitzungszimmer einhalten können, machen wir das natürlich möglich. Der erste Kontakt mit einem Kunden oder einer Kundin, die ersten Minuten bilden sehr oft die Grundlage für ein vertrauliches Verhältnis. Als meine Kundin beim Schildern ihrer momentanen Situation 10 Minuten später zu weinen beginnt, kann ich ihr zumindest eine Box Kleenex reichen.

Für einen anderen Kunden, nennen wir ihn Max, ändert der Lockdown an seinem Job gerade nicht so viel. Er repariert Fahrräder, eine Tätigkeit, die schlecht ins Homeoffice verschoben werden kann. Aber auch er leidet unter den Einschränkungen. Ihn trifft besonders die Tatsache, dass er nicht mehr mit Freunden biken soll. Wir sprechen auch darüber, dass es schwieriger wird, sich an die Regeln zu halten, weil jede*r sie etwas anders auslegt. „Ich komme mir schon ein bisschen komisch vor, wenn ich Radgruppen mit sechs Triathleten auf dem Rennrad sehe, der BMX-Park aber geschlossen bleibt.“

Ich kann ihn sehr gut verstehen. Als passionierte Schwimmerin fehlen mir das Wasser, das Schwimmen im Team und der Kontakt zu meinen Freund*innen mit der gleichen Faszination. Und immer mal wieder schaue ich auf die Temperaturen der offenen Gewässer, um festzustellen, dass 11 Grad trotz Neopren verdammt frisch sind für einen Schwumm.

Die Situation, in der wir gerade alle stecken bietet für jede*n Herausforderungen, im Beruf und in der Freizeit. Wir sind es nicht gewohnt, uns einschränken zu müssen, aber wir verstehen alle (zumindest die Meisten), dass es momentan nicht anders geht. Gerade fühle ich auch in meinem Umfeld – beruflich wie privat – dass die Geduld langsam vielerorts etwas arg strapaziert wird.

Und viele fragen sich zurzeit: Wie wird unsere neue Normalität eigentlich aussehen? Bei meiner Anreise mit dem Zug heute war die Füllmenge gerade so hoch, dass jede*r ein Viererabteil für sich hatte. Der Letzte, der zustieg hatte Pech, zögerte kurz und setzte sich danach auf die Treppe. In den nächsten Wochen werden sich die öffentlichen Verkehrsmittel wieder füllen. Ab Mitte Mai werden die Schüler*innen, ab Juni dann auch wieder die Student*innen in Klassenraum bzw. Vorlesungssaal sitzen. Und viele Berufstätige kehren wohl bald wieder aus dem Homeoffice zurück in die Grossraumbüros oder das Geschäft.

Viele hatten Zeit, um nachzudenken. Meine Kundin Tamara sagt, nachdem die Tränen getrocknet sind: „Ich glaube dieses Homeoffice tut mir nicht gut, da denke ich zu viel über mich und meinen Job nach.“ Und sie lächelt wieder, als ich ihr sage, dass ich es toll finde, dass sie genau jetzt ihrer Unzufriedenheit im Job Raum gibt und sich auf den Weg macht, herauszufinden, was sie wirklich will. „Aber ich bin schon 35“ setzt sie an und ich sage ihr: „Das ist ein hervorragendes Alter, um sich genau diese Fragen zu stellen.“ Ich freue mich, sie auf diesem Weg zu begleiten auch und gerade in dieser unsicheren Zeit, wo niemand genau weiss, wie die neue Normalität aussehen wird.

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